Volkswagen-Werk Kassel in Baunatal soll ab 2023 800.000 Elektromotoren liefern
(28.01.2019)
VW steigt selbst in die Produktion von Schnellladesäulen für Elektroautos ein. Ab 2020 sollen im Werk Hannover neu entwickelte transportable Ladestationen gefertigt werden. Das kündigten Konzernvorstand Dr. Stefan Sommer und Komponenten-Vorstand Thomas Schmall gestern bei der Vorstellung der neu gegründeten VW-Marke „Komponente“ in Salzgitter an. Zu der gehört ab sofort auch das VW-Werk Kassel in Baunatal mit 17.100 Beschäftigten. Die Schnellladesäulen sollen laut Sommer und Schmall unabhängig vom Stromnetz zu nutzen sein. Gleichzeitig sollen die Blöcke als Energiespeicher dienen – quasi wie eine Powerbank fürs Smartphone. Im Inneren sollen nämlich ausrangierte Batterien von Elektroautos eingebaut werden.
Vier Fahrzeuge können schließlich gleichzeitig an den Ladestationen Strom tanken. „Das ist die Entkopplung des Ladevorgangs vom Stromnetz, sagte Schmall. „Die Ladesäule ist mobil, man kann sie überall hinstellen.“ Erst nach ihrem zweiten Leben in der Ladesäule sollen die Batterien recycelt werden. VW spricht von einem „Baustein in der End-to-End-Verantwortung für die Hochvolt-Batterie“.
Ob Volkswagen auch Betreiber des mobilen Ladesäulen-Systems werde, sei noch offen, sagte Schmall. Absolut möglich ist es allerdings, dass der Wolfsburger Konzern in die Produktion von eigenen Batterie-Zellen einsteigt. Es gebe einen immensen Bedarf, betonte Stefan Sommer. Und Thomas Schmall ergänzte: „Wir werden die Zellfertigung in der Komponente verankern.“
In der größten Wandlung in der Geschichte des Konzerns – weg vom Verbrennungsmotor hin zum Elektroauto – spielt das Baunataler VW-Werk ebenfalls eine entscheidende Rolle. Auch das wurde bei der gestrigen Pressekonferenz in Salzgitter deutlich. Ab Ende 2019 startet der Bau der neuen E-Motoren für die erste rein elektrische Fahrzeuggeneration von Volkswagen. Bis zum Jahr 2023 soll die Kapazität auf 800.000 Antriebe pro Jahr erhöht werden. Weitere 600.000 Motoren gleicher Bauart sollen vom chinesischen VW-Werk in Tianjin zugeliefert werden.
Mit der Neuausrichtung der Teile bauenden Werke trennt sich VW gleichzeitig von bisherigen Produktionszweigen. In Hannover beispielsweise weicht die Fertigung von Wärmetauschern (mit 400 Beschäftigten) der Ladesäulen-Produktion. Im Kasseler Werk gebe man die Produktion von Handschaltgetrieben auf. Diese werde nach Portugal und Südamerika verlagert, sagte Schmall.
Überhaupt wird der Umbau hin zum E-Auto-Hersteller zahlreiche Arbeitsplätze bei Volkswagen kosten. Seit dem Beginn der Transformation in den Jahren 2015 und 2016 seien entlang der demografischen Kurve bereits sechs Prozent der Jobs abgebaut worden, so Schmall, bis zum Jahr 2023 sollen es zehn Prozent sein.
Autor: Sven Kühling
Quelle: hna.de vom 26.01.2019
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