Fachkräftesicherung im Landkreis und in der Stadt Kassel
(13.10.2023)
Kassel – Auch in der Region Kassel spüren Unternehmen aus den verschiedensten Branchen die Auswirkungen des Fachkräftemangels in Deutschland. Um diesem entgegenzuwirken, bedarf es enger Kooperation zwischen Wirtschaft, Politik und anderen öffentlichen Stakeholdern. Eben diese Akteur*innen diskutierten am 05. Oktober 2023 im Zuge einer vom Landkreis Kassel und der Stadt Kassel gemeinsam mit der Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen veranstalteten und durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main unterstützten ZUKUNFTSWERKSTATT „Zukunftsgerecht und regional“ über die aktuellen Personalmarktentwicklungen.
„Der Fachkräftemangel ist in vielen Betrieben spürbar, nicht nur für Fachkräfte im engeren Sinne, sondern für Arbeitskräfte allgemein“, wird im Juli 2022 Report der Hans-Böckler-Stiftung erwähnt. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch die regionalen Berufsprognosen aus der Hessischen Fachkräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional“. Bis zum Jahr 2028 sollen im Landkreis Kassel rund 8.260 und in der Stadt Kassel rund 2.920 Fachkräfte fehlen. Für die Personalmarktentwicklung ebenfalls mit Besorgnis zu betrachten, sei die weiter steigende Anzahl altersbedingter Erwerbsaustritte. Dr. Christa Larsen vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur an der Goethe-Universität Frankfurt prognostiziert, dass „im Kreis Kassel die Anzahl jährlicher, altersbedingter Austritte bis 2030 auf bis zu 2.598 steigen wird. In der Stadt Kassel sind es im selben Zeitraum ungefähr 3.305 Austritte“. Laut Dr. Larsen seien im selben Kontext auch die zukünftig geringeren Arbeitsmarktzugänge durch junge Menschen im Zuge politischer und wirtschaftlicher, strategischer Überlegungen zu berücksichtigen.
In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Kassel, vertreten durch Landrat Andreas Siebert, der Stadt Kassel, vertreten durch Bürgermeisterin Ilona Friedrich, dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, vertreten durch Claudia Wesner, sowie dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität Frankfurt, vertreten durch Dr. Christa Larsen, lud die Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH Akteur*innen aus den zuvor genannten Fachbereichen ein und etablierte so über Vorträge und Workshops hinweg neue, zielführende Netzwerke. Das Ziel der Veranstaltung bestand zum einen darin, jene erwähnten Netzwerke aus- und aufzubauen. Zum anderen sollten bestehende Handlungspraktiken, abhängig von neuen Anforderungen an Personalmarktakteur*innen, in gemeinsamer Workshop-Arbeit verstetigt und weiterentwickelt werden.
In seiner Begrüßung berichtete Landrat Siebert bereits über erste Erfolge seitens der Politik, die in Zukunft positive Marktentwicklungen hervorbringen sollen. Der Landkreis Kassel hat sich mit der Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammer, dem Arbeitgeberverband Nordhessen und weiteren starken Partnern aus Handwerk und Wirtschaft auf den Weg gemacht und ein Berufsorientierungszentrum (BOZ) gegründet. „Um dem bestehenden Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken, kommt es neben der wertvollen Arbeit von Bildungszentren und vergleichbaren Akteur*innen am Markt auch auf Berufsorientierungsangebote wie das BOZ an. In Kombination sind sie ein wesentlicher Schlüssel für den späteren beruflichen Erfolg der Beschäftigten sowie die Grundlage wirtschaftlichen Erfolgs. Um langfristig Fachkräfte für die Betriebe aus Handwerk, Industrie und Dienstleistung in unserer Region zu rekrutieren, benötigen wir beste Lernbedingungen“, sagt Landrat Siebert. Durch gezielte Investitionen in frühzeitige Berufsorientierungsprogramme könne man so auch langfristig den Fachkräftebedarf in der Region Kassel sichern, erklärt Landrat Siebert.
Auch Claudia Wesner betonte die Wichtigkeit von Berufsorientierungsangeboten für den Arbeitsmarkt in der Region Kassel und begrüßte die Entstehung eines BOZ. „Um die Fachkräftesicherung in Hessen erfolgreich zu gestalten, bedarf es eines umfassenden Strategiemixes. Dieser besteht sowohl aus den von Landrat Siebert genannten Orientierungs-, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten wie auch aus potentialorientierter Arbeitsmarktpolitik, Internationalisierung als Standortfaktor und der allgemeinen Steigerung der Attraktivität Hessens als lebenswertes Bundesland. Es ist gut, dass wir uns in Hessen der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, Arbeits- und Fachkräfte zu sichern, gemeinsam annehmen. Es braucht abgestimmte Fachkräftestrategien, um regionale Ressourcen zu bündeln, Synergien zu schaffen und weitere Potenziale zu erschließen “, so Wesner. Zur gezielten Stärkung der Regionen hat die im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration angesiedelte Stabsstelle die Fachkräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional“ ins Leben gerufen und führt diese mit dem IWAK durch. Das Unterstützungsangebot der Landesinitiative umfasst Prognosen, intraregionale Strategieentwicklung und -sicherung in Zukunftswerkstätten sowie interregionale Vernetzung (siehe hierzu auch:
https://soziales.hessen.de/fachkraeftesicherung/fachkraefteinitiative).
Ergänzend zu den Marktprognosen spricht Dr. Christa Larsen die Notwendigkeit, das Fachkräfteangebot durch die Generierung von Fach- und Führungskräften mit Berufs- und Studienabschluss sowie durch die Aktivierung und Ausschöpfung von bisher nicht genutzten Potenzialen auszubauen, an. Dabei könnten „Beschäftigungspotenziale wie die Schaffung von Arbeitsanreizstrukturen für Frauen, die Ausweitung von Hilfestellungen für Arbeitssuchende sowie die Inklusion von Menschen mit Behinderung“ Impulse darstellen, erklärt Dr. Larsen. Auch die Reduktion der Fachkräftenachfrage bei Erhalt der Produktivität sei dabei strategisch anzudenken. Laut Dr. Larsen könnten Unternehmen zum Beispiel innerbetriebliche Prozesse und die eigene Arbeitsorganisation anpassen oder aber potenziell hohe Fluktuation des eigenen Personals verhindern. Allgemein sollten gemäß Dr. Larsen die Arbeits- und Fachkräftesicherungsstrategien und -ansätze möglichst breit aufgestellt werden, um diese mit innovativen und zukunftsgerichteten Methoden weiterentwickeln zu können.
Im letzten Teil der Fachkräftetagung fanden sich sodann Kleingruppen der Fachexpert*innen aus dem Publikum zusammen, um die Ideen der Vortragenden zu diskutieren und weitere Denkanstöße für zukünftige Maßnahmen abzuleiten. Darüber hinaus wurden Synergien zwischen den Partnern exploriert, welche in Form von neuen Netzwerken im Landkreis und der Stadt Kassel etabliert werden. Auch das Interesse nach Zusammenarbeit in fortführenden Projekten, die dem aktuellen Gefälle auf dem Arbeitsmarkt entgegenwirken sollen, wurde ausgiebig in Einzel- und Gruppengesprächen ausgeführt. Die Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH unterstützt diese Vorhaben auch weiterhin im Planungs- und auch Durchführungsprozess.
Zum Ende der Veranstaltung hin ergriff die aus Ihrem Amt scheidende Bürgermeisterin Friedrich das Wort und dankte allen Anwesenden für die zielführende Zusammenarbeit über ihre Amtsjahre hinweg. Für ihre Arbeit im Amt lobte sie das Publikum mit einem ergreifenden Beifall. Auch wir bedanken uns recht herzlich bei der Bürgermeisterin für die stets freundliche und gemeinsame Kommunikation.
Darüber hinaus bedankt sich die Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH bei allen Beteiligten, die diese Veranstaltung mitgestaltet und besucht haben. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen ähnliche Formate in Zukunft zu gestalten, um so die Region Kassel gemeinsam weiterzuentwickeln.
(v.l.n.r. Kai Lorenz Wittrock, Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH; Dorothée Sachse, Agentur für Arbeit Kassel; Landrat Andreas Siebert, Landkreis Kassel; Bürgermeisterin Ilona Friedrich, Stadt Kassel; Dr. Christa Larsen, IWAK / Goethe-Universität Frankfurt; Claudia Wesner, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration; Lora Demireva, IWAK / Goethe-Universität Frankfurt)